Bereiche | Tage | Auswahl | Suche | Downloads | Hilfe
HK: Hadronen und Kerne
HK 16: Nukleare Astrophysik I
HK 16.1: Gruppenbericht
Montag, 24. März 1997, 17:00–17:30, HS H
Aktuelle und zukünftige Experimente und theoretische Analyse des direkten Einfangs von keV–Neutronen an neutronenreichen stabilen und instabilen Kernen — •P. Mohr1, H. Beer2 und H. Oberhummer1 — 1Institut für Kernphysik, TU Wien, Wiedner Hauptstr. 8–10, A–1040 Wien — 2Forschungszentrum Karlsruhe, Institut für Kernphysik III, Postfach 3640, D–76021 Karlsruhe
Im Gegensatz zu Reaktionen mit geladenen Teilchen können (n,γ)-Reaktionen zur Synthese von leichten und schweren Elementen beitragen. Für die Synthese der schweren Elemente sind sie die Grundlage (s-, r-, α-Prozeß). Bei stabilen Kernen dominiert in der Regel der Einfang über Zwischenkernzustände; bei neutronenreichen Kernen (insbesondere bei instabilen Kernen im r-Prozeß) wird jedoch aufgrund der kleinen Neutronenbindungsenergie und der geringen Niveaudichte im Zwischenkern der direkte Reaktionsmechanismus wichtig. Dies wurde bisher in den meisten r-Prozeß-Rechnungen nicht berücksichtigt (s. z.B. [1]).
Der direkte Einfang kann z.Zt. nur bei einigen leichten und mittelschweren neutronenreichen Kernen experimentell untersucht werden. Unsere Experimente wurden am Van-de-Graaff-Beschleuniger des FZK mit mit der Methode der schnellen zyklischen Aktivierung [2] durchgeführt. Die Neutronen wurden dabei mit der 7Li(p,n)7Be-Reaktion bei Protonenenergien nahe der Schwelle erzeugt. Wir präsentieren neue Daten für die Reaktion 26Mg(n,γ)27Mg, die gut mit einer Rechnung im Modell des direkten Einfangs übereinstimmen. Weitere Kerne wurden schon früher untersucht: 15N, 18O, 36S, 48Ca [3].
Die notwendigen Parameter für die Berechnung des direkten Einfangs (Ex, Jπ, C2 S) im astrophysikalisch relevanten keV-Energiebereich können bei stabilen Kernen sowohl aus der Theorie (Schalenmodell, usw.) als auch aus dem Experiment (Analyse von thermischen Einfangquerschnitten, DWBA-Analyse von Transfer-Experimenten wie z.B. (d,p)- oder (7Li,6Li)-Reaktionen) bestimmt werden. Durch das Verständnis des direkten Einfangs an stabilen Kernen können die Unsicherheiten bei der Extrapolation zu instabilen Kernen deutlich verringert werden.
Allerdings müssen die zur Berechnung von (n,γ)-Querschnitten an instabilen Kernen notwendigen Parameter bisher noch aus der Theorie übernommen werden; mit der geplanten Beschleunigung von neutronenreichen Spaltfragmenten wird erstmals eine experimentelle Bestimmung der dieser Parameter möglich. Entsprechende Experimente werden diskutiert.
[1] S. Goriely und M. Arnould, Astron. Astrophys. 312, 327 (1996)
[2] H. Beer et al., Nucl. Inst. and Meth. A 337, 492 (1994)
[3] H. Beer et al., Phys Rev. C, in Druck, und Referenzen darin