München 1997 – wissenschaftliches Programm
Bereiche | Tage | Auswahl | Suche | Downloads | Hilfe
GP: Geschichte der Physik
GP II: HV II
GP II.1: Hauptvortrag
Mittwoch, 19. März 1997, 10:30–11:15, 122
Zur Geschichte des Elektrons — •W. Kaiser — Geschichte der Technik, RWTH Aachen, Kopernikusstraße 16, 52074 Aachen
Das Elektron ist ein physikalisches Konzept mit einem enormen Gegenstandsbereich. Seit Wilhelm Webers Theorie wurde die Vorstellung von bewegten Ladungen im Sinne eines teilchenartigen Elektrons präzisiert. Experimente mit Gasentladungen lieferten dann durch die Ablenkung der Kathodenstrahlen in elektromagnetischenFeldern experimentelle Hinweise auf die empirischen Daten dieses Teilchens. Im Rahmen der Lorentzschen Elektronentheorie konnten die Felder beliebig bewegter Punktladungen rechnerisch verfolgt werden. Vor allem konnte aus der Elektronentheorie die Struktur der speziellen Relativitätstheorie herauspräpariert werden. Die Vorstellung von Elektron als Teilchen wurde erneut durch die Identifikation der Betastrahlen als energiereiche Elektronen empirisch untermauert. Mit der bosherigen Erfahrung schien es also ab 1911 plausibel, dem Elektron eine wesentliche Funktion bei der inneren Struktur des Atoms zuzuweisen, später sogar als Bestandteil des Atomkerns. Letzteres sollte sich allerdings als ein gravierender Fehltritt erweisen. Zu den gewagten Modellen gehörte in anderer Hinsicht die Vorstellkung, daß sich Festkörpereigenschaften durch Übertragung der kinetischen Gastheorie auf ein Elektronengas erklären lassen. Das Elektron sollte aber bis heute immer neue Facetten zeigen: den Welle-Teilchen-Dualismus seit der Formulierung der neueren Quantentheorie, die Existenz eines Antiteilchens und schließlich die Auflösung des Elementarteilchens in noch kleinere Strukturen.