Bayreuth 1998 – wissenschaftliches Programm
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CP: Chemische Physik
CP 13: Dynamik molekularer Systeme
CP 13.3: Vortrag
Mittwoch, 11. März 1998, 11:30–11:50, H19
Protonentransfer in Eis und Wasser — •D. Marx1, M. Benoit2, M. Tuckerman3 und M. Parrinello1 — 1MPI für Festkörperforschung, Heisenbergstr. 1, 70569 Stuttgart — 2Laboratoire des Verres, Université Montpellier II, 34095 Montpellier — 3Department of Chemistry, New York University, New York, NY 10003
Das Energieprofil für Protonentransferprozesse entlang einer Wasserstoffbrücke hängt kritisch von dem Abstand zwischen Donor– und Akzeptoratom ab. Für große Abstände findet man typischerweise schwache Wassserstoffbrückenbindungen O–H ⋯O mit Doppelminimumpotential und hoher Barriere. Bei Verringerung des Abstands fällt die Barrierenhöhe monoton ab (low barrier hydrogen bonds) und verschwindet bei sehr kurzen Abständen völlig. Dies führt zu ultrastarken symmetrischen Wasserstoffbrücken O⋯H⋯O, wobei das Proton genau zwischen Donor und Azeptor sitzt. Eis unter Druck bietet die einzigartige Möglichkeit, den Donor–Akzeptorabstand kontinuierlich und kontrolliert experimentell zu verändern. Mittels unserer ab initio Pfadintegralsimulationen [1] unter gleichzeitiger Einbeziehung der Elektronenstruktur und der Quanteneffekte der Protonen können wir die damit einhergehenden drastischen Änderungen des Protonentransferprofils mikroskopisch verstehen. Erste solche Simulationen zum Protonentransfer in flüssigem Wasser bei Zimmertemperatur werden ebenfalls diskutiert, wobei den transienten Komplexen H5O2+ sowie H9O4− eine besondere Rolle zukommt.
[1] D. Marx and M. Parrinello, Z. Phys. B 95, 143 (1994)