Regensburg 1998 – wissenschaftliches Programm
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DD: Didaktik der Physik
DD 1d: Hauptvortrag
DD 1d.1: Hauptvortrag
Dienstag, 24. März 1998, 10:30–11:15, H 4
Physik im Spiegel der Literatur — •Klaus Mecke — Fachbereich Physik, Bergische Universität Wuppertal, 42097 Wuppertal
Sind Literatur und Physik zwei getrennte Kulturen,
deren beiderseitiges Nichtverstehen ständiger Anlaß zu
Vorurteilen und Abgrenzungen ist? Die bis heute kontrovers
geführte Debatte
um C.P. Snows These scheint dieser Sicht Recht zu geben.
Übersehen
werden dabei die vielfältigen Diskurse, die persönlichen
Begegnungen und ungezählten
literarisch-physikalischen
Spiegelungen, die es tatsächlich immer gab. Der Schwerpunkt des
Vortrages ist daher die gemeinsame Geschichte in ausgewählten
Beispielen, die die
kulturelle Bedeutung von Physik, sowie deren umfangreiche
Rezeption durch Schriftsteller belegen.
Dichter nutzten die assoziative Kraft physikalischer Metaphern,
verändern Stil und Form gemäß physikalischer Ideen und
verwenden
Physik als Stoff, aus dem die Mythen sind.
’Physikalische Literatur’ in diesem Sinne
macht Physik nicht nur in erzählten Geschichten spannend,
sondern interpretiert auch das
physikalische Weltbild und gibt einen literarischen Blick auf
Physiker und den Wissenschaftsbetrieb. Literatur erinnert uns
daran, mit Sprache, mit physikalischen Begriffen
und Metaphern genauer umzugehen, um in Schule und Öffentlichkeit
irreführende
Assoziationen beim
Leser zu vermeiden und das Lernen physikalischer
Konzepte zu erleichtern.
’Die Wissenschaften müssen alle poetisiert werden’, schreibt
Novalis in einem Brief an A.W. Schlegel vom 24.2.1798 -
vor genau 200 Jahren.