Regensburg 1998 – wissenschaftliches Programm
Bereiche | Tage | Auswahl | Suche | Downloads | Hilfe
SYA: Symposium Physik für die Umwelt
SYA 1: Sondersymposium “Physik für die Umwelt” – Wissenschaftliche Vorträge
SYA 1.6: Hauptvortrag
Dienstag, 24. März 1998, 13:45–14:15, Theatersaal
Fluß und Transport im Boden: Geschichte und Ausblick — •Kurt Roth1, Hannes Flühler2 und Hans-Jörg Vogel1 — 1Universität Hohenheim, Institut für Bodenkunde, Fachgebiet Bodenphysik, 70593 Stuttgart — 2ETH Zürich, Institut für terrestrische Ökologie, Fachgebiet Bodenphysik, CH-8952 Schlieren
Boden entsteht als Grenzschicht zwischen Atmosphäre und Lithosphäre.
Damit hat er eine komplexe Struktur und ist Ort vielfältiger Kreisläufe
und Flüsse, die i. a. eng miteinander gekoppelt sind. Wir beschränken
uns hier auf physikalische Aspekte dieses Umweltkompartiments.
Boden wird meist aus zwei Perspektiven betrachtet: Von außen, aus
der Sicht der Atmosphäre, dominiert dabei seine Funktion als
Kopplungselement zwischen Energie- und Wasserflüssen im Hinblick
auf Wetter und Klima, während von innen die Flüsse von Wasser,
gelösten Stoffen und Wärme interessieren. Fokus dieses Beitrages ist
die zweite Sicht, welche sich auf Quantität und vor allem Qualität
der Ressource Wasser richtet.
Durch eine Reihe von Feldexperimenten wurde in den vergangenen 15
Jahren die Phänomenologie von Stofftramsport in natürlichen
Böden erkundet. Wir verfügen nun über ein umfangreiches qualitatives
Wissen über das Spektrum der auftretenden Prozesse. Modellierung
und numerische Simulation der beobachteten Phänomene erlebte in
den letzten Jahren einen Durchbruch, nachdem die räumliche
Heterogenität der Transporteigenschaften explizit berücksichtigt
wurde. Damit ist es z. Z. möglich, einfache Transportphänomene
semiquantitativ nachzubilden. Für eine vollständig quantitative
Simulation reicht die räumliche Auflösung der gegenwärtig
verfügbaren Parameterfelder allerdings noch nicht aus.
Komplexere Phänomene, beispielsweise schneller Transport, sind
erst mit groben empirischen Ansätzen beschreibbar.
Die gegenwärtige prozessorientierte Forschung auf diesem Gebiet
hat u. a. folgende Schwerpunkte: (i) hochaufgelöste und
zerstörungsfreie Messung relevanter Parameterfelder, (ii)
hochaufgelöste und schnelle Messung von Konzentrationsverteilungen,
(iii) Entwicklung schneller Algorithmen, um (Mehrphasen)Fluß-
und Transportprozesse sowohl auf der Skala des Probenraumes als
auch auf derjenigen des Kontinuums zu simulieren.
Problemkomplexe, die sich dabei eröffnen, sind: (i) der
Zusammenhang zwischen beobachtbarer Form (des Probenraumes, der
Bodenstruktur, der Bodenmuster,...) einerseits und aktueller
Funktion (Wasserfluß, Stofftransport,...) andererseits,
(ii) Skalenübergänge im hierarchisch heterogenen Medium,
damit die Frage nach effektiven Prozessen und deren Parametern.
In diesem Beitrag wird ein Einblick in die Phänomenologie von
Stofftransport in natürlichen Böden gegeben, sowie ein Ansatz zur
Messung und quantitativen Simulation von Wasserfluß und Stofftransport,
ausgehend von einer Beschreibung der Geometrie des Probenraumes,
dargestellt.