Regensburg 1998 – wissenschaftliches Programm
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SYA: Symposium Physik für die Umwelt
SYA 2: Sondersymposium “Physik für die Umwelt” – Wissenschaftliche Poster
SYA 2.53: Poster
Dienstag, 24. März 1998, 16:45–19:00, C
Bestimmung von atmosphärischen Feldern aus Mikrowellenbeobachtungen von Satelliten mittels Neuronaler Netze — •T. Jung1, E. Ruprecht1 und F. Wagner2 — 1Institut für Meereskunde an der Universität Kiel — 2Institut für Theoretische Physik an der Universität Kiel
Mikrowellenmessungen des Special Sensor Microwave/Imager (SSM/I)
können benutzt werden, um wichtige hydrologische Parameter mit
relativ hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung zu erhalten.
In der Literatur ist eine große Anzahl von Algorithmen zu finden,
mit denen Parameter wie Gesamtwasserdampfgehalt (Total Precipitable
Water, TPW), oberflächennahe Windgeschwindigkeit (V) und der
Flüssigwassergehalt von Wolken (Liquid Water Path, LWP) bestimmt
werden können. Die meisten dieser verwendeten Algorithmen
basieren auf Regressionsmethoden. In der Fernerkundung gewinnt die
Entwicklung neuer Algorithmen mittels Neuronaler Netze
immer mehr an Bedeutung.
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Theoretische Physik der
Universität Kiel wurde eine neue Technik für das Training von
Neuronalen Netzen entwickelt. Der Lernvorgang wurde, verglichen
mit der klassischen Backpropagation-Methode, um zwei Größenordnungen
reduziert. Das ist ein wichtiger Aspekt, da sich herausstellte,
daß die NN-Architektur, d. h. die Auswahl der Satellitenkanäle
(Prediktoren) und verborgenen Neuronen, von äußerster
Wichtigkeit für die Ergebnisgenauigkeit ist. Durch diese neue
Methode kann die optimale NN-Architektur für Algorithmen deshalb
bei akzeptablem Computeraufwand bestimmt werden.
Es ergab sich, daß Neuronale Netze deutlich bessere Ergebnisse
als Regressionsalgorithmen zeigen, wenn Nichtlinearitäten in der
Strahlungstransportgleichung bedeutend werden. Dies ist z. B. der
Fall, wenn der Streueffekt von Wolken nicht vernachlässigt
werden darf. Daher wurde die größte (statistisch signifikante)
Verbesserung bei der Genauigkeit der Bestimmung des
Flüssigwassergehalts gefunden. Außer einer bedeutenden
Reduzierung des “Retrieval”-Fehlers wird das sogen. “cross
talk problem” (künstliche Korrelationen zwischen LWP und TPW)
behoben, wenn Neuronale Netze anstelle von Regressionsverfahren
verwendet werden.
Am IfM stehen jetzt geprüfte Algorithmen für die Gewinnung
verschiedener hydrologischer Parameter, basierend auf Neuronalen
Netzen, zur Verfügung. Sie werden in verschiedenen
Forschungsprojekten verwendet, um numerische Modelle (BALTEX)
bzw. Reanalysen (SFB 460) zu validieren; außerdem werden sie
für die Erforschung der zeitlichen Variabilität der
Wechselwirkungen zwischen Ozean und Atmosphäre des Nordatlantiks
(SFB 460 B1) genutzt. Gegenwärtig werden Algorithmen für
weitere Satellitenplattformen (z. B. AMSU) und Parameter (z. B.
Niederschlag entwickelt.