Freiburg 1999 – wissenschaftliches Programm
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HK: Physik der Hadronen und Kerne
HK 47: Plenarsitzung
HK 47.1: Hauptvortrag
Donnerstag, 25. März 1999, 09:45–10:30, P
Dispersionstheoretische Beschreibung von Comptonstreuung und Photoproduktion am Nukleon — •D. Drechsel — Institut für Kernphysik, Universität Mainz
Comptonstreuung und Photoproduktion sind über Dispersionsrela- tionen verknüpft, aus denen sich mit Hilfe von Niederenergietheoremen u.a. die Summenregeln von Baldin und Gerasimov-Drell-Hearn ergeben. Aber auch die Analyse moderner Präzisionsexperimente zur Comptonstreuung und Photoproduktion erfordert dispersionstheoretische Methoden, um physikalisch interessante Observable aus den Daten zu extrahieren. Im Falle der Comptonstreuung können die skalaren und vektoriellen (oder Spin-) Polarisierbarkeiten des Nukleons eindeutiger als bisher bestimmt werden, wenn man die vorliegende experimentelle Information über Photoproduktion und Paarbildung in die Analyse einbezieht. Ebenso bilden Dispersionsrelationen die Grundlage für eine Multipolanalyse der Photo- und Elektroproduktion von Pionen, z.B. zur Bestimmung des Verhältnisses von elektrischer Quadrupolstärke zu magnetischer Dipolstärke im Bereiche der Resonanz Δ (1232). Eine besondere Rolle kommt Doppelpolarisationsexperimenten zu, bei denen mit polarisiertem Strahl und polarisiertem Target (oder Rückstoßpolarisation) die Spinstruktur des Nukleons bei niedrigen und mittleren Energien untersucht werden kann. Ziel solcher Experimente ist z.B. die Bestimmung der bisher praktisch unbekannten vier Spinpolarisierbarkeiten und die Überprüfung der Summenregeln von Gerasimov-Drell-Hearn und Burkhardt-Cottingham. Damit schlagen diese Experimente die Brücke zur tiefinelastischen Leptonenstreuung, die zu überraschenden Ergebnissen für die Verteilung des Spins auf die Konstituenten des Nukleons geführt hat (’Spinkrise’).