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GP: Geschichte der Physik
GP 4: BRD
GP 4.3: Vortrag
Donnerstag, 18. März 1999, 17:20–17:45, MA 2
Halbleiterforschung und -entwicklung bei den Siemens-Schuckert-Werken 1945-1956 — •Reinhard W. Serchinger —
Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg richteten die Siemens-Schuckert-Werke (SSW), Erlangen, im Schloß Pretzfeld/Oberfranken auf Initiative von Eberhard Spenke ein Laboratorium ein, in dem Halbleiter-Leistungsgleichrichter auf solider wissenschaftlicher Grundlage (Theorie von Walter Schottky) entwickelt werden sollten. Die eigentliche Forschungsarbeit begann am 1. 9. 1947, die ersten Selengleichrichter wurden auf drei alten Küchentischen von Hand hergestellt. Trotz zahlreicher Erfolge geriet Spenke 1951 durch firmeninterne Rivalitäten in Bedrängnis: das in Berlin wiedereröffnete Schaltwerk wollte alle Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf dem Gebiet der Selen-Gleichrichter übernehmen; in Erlangen wurde das Allgemeine Laboratorium (ab 1953 Forschungslaboratorium der SSW) tätig, in dem der Leiter der Abteilung Festkörperphysik, Heinrich Welker, seine Idee der III-V-Halbleiter zu verwirklichen begann. Am Pretzfelder Laboratorium, das von der Eingliederung nach Erlangen bedroht war, gelang Spenke mit den weltweit ersten reproduzierbaren Silizium-Gleichrichtern (1956 international vorgestellt) ein Durchbruch in der Halbleitertechnologie. Die Halbleiterforschung der SSW im ersten Nachkriegsjahrzehnt liefert ein lehrreiches Beispiel für die Handlungsspielräume der Physiker in der deutschen Industrieforschung und zugleich für die Zwangslage, die sich aus geringen Ressourcen, starker Konkurrenz aus den USA und firmeneigenen Auseinandersetzungen ergab.