Ludwigsburg 1999 – wissenschaftliches Programm
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DD: Didaktik der Physik
DD 4: Lernforschung 1
DD 4.7: Vortrag
Montag, 8. März 1999, 16:20–16:40, L 209
Elektrik ohne rote Elektronenkugeln, die im engen Widerstand schwitzen - lässt sich zweifelhafte Anschauung vermeiden? — •Ulrich Sylvester — Im Hornisgrund 2, 14055 Berlin
Es ist das Ergebnis zahlreicher fachdidaktischer Untersuchungen, dass Analogien zwischen submikroskopischen Modellentitäten und makroskopisch erfahrbahren Objekten und Systemen einerseits eine Lernhilfe darstellen, andererseits aber auch einem angemessenen Verständnis entgegenwirken können. Indem solche Anlogien das prinzipiell Unanschauliche mit vertrauten Erfahrungen koppeln, behindern sie die Einsicht in die Begrenztheit ihrer Gültigkeit. Dies betrifft speziell das Verständnis für erlaubte und nicht erlaubte Übertragungen vom Analogie- in den Zielbereich. In diesem Sinne erschweren sie die Akzeptanz später unumgänglicher Modellwechsel.
Im Bereich der Elektrodynamik sind mechanische Analogien zwar weit verbreitet, können aber gerade dort besonders rasch zu Missverständnissen führen. Es liegt nahe, einen Unterricht zu konzipieren, der zum einen ein Verständnis aus der Beobachtung von Phänomenen und deren Quantifizierung durch Größen und Größenzuordnungen bezieht, zum anderen explizit kognitive Konfliksituationen bezüglich mechanischer Analogien bereitstellt. Aus einem entsprechenden Projekt mit Berliner Gymnasialklassen (9. Jahrgangsstufe) wird berichtet. Die zentralen Fragen der begleitenden Evaluation (Fragebögen, Unterrichtsvideo, Interviews) sind dabei, ob ein solches Vorgehen vergleichbare Transfer- bzw. Problemlösefähigkeit ermöglicht, inwiefern Schüler trotz des Konfliktangebotes parallel eigenständig mechanische Anlogien entwickeln, und welche Wechselwirkungen mit Präkonzepten und Expertentexten auszumachen sind.