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Bremen 2000 – scientific programme

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SYEU: Energie und Umwelt

SYEU 2: Energie und Umwelt II

SYEU 2.1: Invited Talk

Thursday, March 23, 2000, 14:30–15:00, H1

Status und Grenzen der Reaktorsicherheit — •Anselm Schaefer — Forschungsgelände, 85748 Garching

Sicherheit spielt in der Reaktortechnik seit jeher eine wichtige Rolle. Es geht dabei sowohl um physikalische Grundsätze, wie beispielsweise inhärente Sicherheitseigenschaften, als auch um technische Konzepte mit dem Ziel, schwerwiegende Schadensfälle sehr zuverlässig zu verhüten und deren Auswirkungen zu begrenzen. Die Entwicklung unterschiedlicher Reaktorkonzepte hat hier zu mehreren Varianten geführt, die mit verschiedenen Mitteln eine möglichst fehlertolerante Technik zu erreichen suchen. Am Markt durchgesetzt haben sich Leichtwasserreaktoren, also Druck- und Siedewasserreaktoren, wie sie auch in Deutschland eingesetzt werden. Heute werden weltweit rund 300 solcher Anlagen betrieben, auf die zwei Drittel aller Betriebserfahrungen mit Kernkraftwerken entfallen. Für Leichtwasserreaktoren ergibt sich dadurch ein besonders klares Bild vom Status und Trend des Sicherheitsniveaus. Es zeigt sich, daß ein schwerer Unfall in einer dieser Anlagen durch die jahrzehntelangen Entwicklungen der Sicherheitstechnik und der Betriebspraxis sehr unwahrscheinlich geworden ist. Allerdings läßt sich ein solcher Unfall nicht naturgesetzlich ausschließen. Auch sind für das Sicherheitsniveau nicht allein physikalische Grundsätze und die technische Auslegung maßgeblich. Bereiche wie Qualitätsgewährleistung und Betriebsführung spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Ferner ist das Sicherheitsniveau westlicher Leichtwasserreaktoren nicht für alle weltweit betriebenen Kernkraftwerke repräsentativ, was auch durch Sicherheitsdefizite in Osteuropa belegt wird. Weitere Verbesserungen bleiben daher wichtig. Neben einer Stärkung der Unfallprävention geht es dabei vor allem um Möglichkeiten, auch bei einem unwahrscheinlichen schweren Reaktorunfall die Folgen für Bevölkerung und Umwelt wirksam zu begrenzen. Die Berücksichtigung solcher Ziele bei der Sicherheitsauslegung neuer Kernkraftwerke bietet hier besondere Chancen. In diese Richtung zielen die gemeinsame deutsch-französische Entwicklung eines europäischen Druckwasserreaktors (EPR) oder auch die Entwicklung kleinerer Reaktoren mit passiven Sicherheitseinrichtung, wie beispielsweise des amerikanischen Konzepts AP-600. Eine noch weitergehende naturgesetzliche Sicherheit ließe sich mit Hochtemperaturreaktoren oder auch mit bleigekühlten Reaktoren erreichen. Solange die Energiepreise nicht wesentlich steigen, dürften allerdings nur solche Konzepte eine Chance am Markt haben, die technische Qualität mit Betriebsbewährung und niedrigen Anlage- und Betriebskosten verbinden und die sich darüber hinaus in die vorhandene Infrastruktur der Brennstoffversorgung und -entsorgung einfügen.

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