Bremen 2000 – wissenschaftliches Programm
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UP: Umweltphysik
UP 9: Datenauswertung (Atmosph
äre) II
UP 9.5: Hauptvortrag
Mittwoch, 22. März 2000, 16:30–17:00, H2
Die Rolle polarer Stratosphärenwolken bei der arktischen Ozonzerstörung — •Thomas Peter — Laboratorium für Atmosphärenphysik, ETH Zürich
Innerhalb der letzten zehn Jahre hat die Erforschung der Physik und
Chemie von Wolken in der polaren Winterstratosphäre viele unerwartete
Facetten ihrer Rolle in der Ozonchemie aufgedeckt. Ganz allgemein
versetzen diese Wolken die Atmosphäre in einen Zustand, in dem Ozon
sehr effizient durch Chlor zerstört werden kann. Erstens führen
chemische Multiphasenreaktionen auf den Oberflächen oder im
kondensierten Volumen von Wolkenteilchen zur Umwandlung des Chlors
aus chemisch inaktiven Verbindungen in Spezies, die Ozon sofort
angreifen. Zweitens kann die Sedimentation der Wolkenteilchen zur
Denitrifizierung der Gasphase führen, d.h. zur Entfernung reaktiver
Stickstoffverbindungen, die normalerweise Ozon gegen eine massive,
Chlor-induzierte Zerstörung schützen können.
Der Vortrag illustriert die Wichtigkeit der Gefriernukleation als
Übergang von flüssigen zu festen Wolkenteilchen. In der Arktis sind es
hauptsächlich flüssige polare stratosphärische Wolken, die für die
Multiphasenchemie verantwortlich sind. Umgekehrt können die wenigen
festen Teilchen auf beachtliche Grössen anwachsen, was sie zum idealen
Vehikel beim vertikalen Transport reaktiver Stickstoffverbindungen macht.
Neue Arbeiten zeigen, dass die Arktis an der Schwelle für ausgedehnte
Denitrifizierung steht, was sie gegen Chlor-induzierte Zerstörung in
einer zukünftigen, durch Treibhausgasemissionen abgekühlten
Stratosphäre besonders empfindlich macht.