Leipzig 2002 – wissenschaftliches Programm
Bereiche | Tage | Auswahl | Suche | Downloads | Hilfe
PV: Plenarvorträge
PV II
PV II: Plenarvortrag
Montag, 18. März 2002, 09:00–09:45, Gewandhaus
Warum sollte sich die physikalische Forschung den Wolken widmen? — •Jost Heintzenberg — Institut für Troposphärenforschung, Permoserstr. 15, 04318 Leipzig
Wolken bilden die kompliziertesten Mehrphasensysteme der
Geosphäre. Gleichzeitig sind sie ausschlaggebend für
das Wetter,
die Energiebilanz des Erdsystems und für die meisten
Lebensprozesse. Obwohl ihre Bedeutung seit langem erkannt wurde,
ist unser Verständnis der Wolken noch äußerst
unvollständig.
Zwei Aussagen erläutern die unzufriedenstellende heutige
Lage der
Wolkenforschung. Wir wissen zwar, daß der Mensch viele
Möglichkeiten hat, Wolken zu beeinflussen. Der jüngste IPCC-
Bericht hat jedoch wiederum gezeigt, daß wir diesen Einfluß
noch
nicht quantifizieren können. Die zweite, ebenfalls
bestürzende
Aussage ist die Bilanz des Deutschen Wetterdienstes, die
feststellt, daß in den letzten zehn Jahren keine
Fortschritte bei
der Vorhersage von Niederschlagsprozessen gemacht wurden.
Die Schwierigkeiten und Herausforderungen an die Physik, die
sich
Erkenntnisfortschritten in der Wolkenforschung in den Weg
stellen,
sind vielfältig und sollen in dem Vortrag anhand von
prinzipiellen Systembeschreibungen und Einzelbeispielen
erläutert
werden. Es werden dabei folgende kritischen Punkte angesprochen:
1. Skalenproblematik bei Wolkenprozessen,
2. Turbulente Wolkenprozesse,
3. Wechselwirkungen zwischen physikalischen, chemischen und
Strahlungsprozessen,
4. Fehlende Meßtechnik.
Aus den angesprochenen Punkten ergeben sich vielfältige und
lohnenswerte Ansatzmöglichkeiten für experimentelles und
theoretisches Engagement der physikalischen Forschung, die unser
Systemverständnis und die Vorhersage seiner Veränderung
verbessern können.