Regensburg 2002 – wissenschaftliches Programm
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LTR: Lehrertage Regensburg
LTR 7: Klima und Energiewirtschaft
LTR 7.1: Vortrag
Samstag, 16. März 2002, 13:30–14:30, H4
Weltklima im Wandel — Mensch contra Natur? — •Christian-D. Schönwiese — Institut für Meteorologie und Geophysik der J. W. Goethe-Universität Frankfurt, Postfach 111932, 60054 Frankfurt a. M.; www.rz.uni-frankfurt.de/IMGF/meteor/klima
Seit die Erde existiert, ist ihr Klima im Wandel, so dass die Erdgeschichte zugleich eine Geschichte weltweiter Klimaänderungen ist. Immer genauere Rekonstruktionsmethoden, aber auch die Fortschritte der mathematisch-statistischen Datenanalyse haben unseren Einblick in die räumlich-zeitlichen Strukturen der Klimavergangenheit enorm verbessert. Davon versucht der Vortrag zunächst einen Eindruck zu vermitteln.
In das öffentliche Bewusstsein ist die Klimatologie aber vor allem in Zusammenhang mit der Diskussion anthropogener Klimaänderungen gerückt. Zwar gibt es solche Einflüsse schon seit Jahrtausenden, beispielsweise durch Waldrodungen in historischer Zeit; das Industriezeitalter, insbesondere die damit verbundene Emission klimawirksamer Spurengase („Treibhausgase“) in die Atmosphäre, hat jedoch eine neuartige Situation heranreifen lassen, und es muss uns tatsächlich alle interessieren, wohin dieser Weg führt: Vieles spricht dafür, dass der Mensch über den anthropogenen „Zusatz-Treibhauseffekt“ die bodennahe Weltmitteltemperatur bereits um rund 1 ∘C erhöht hat — wobei 1 ∘C in etwa dem Schwankungsausmaß der natürlichen Klimaänderungen der letzten 10 000 Jahre entspricht — und bei Trendfortschreibung bis zum Jahr 2100 noch um weitere ca. 1,4−5,8 ∘C erhöhen wird.
Der Blick in die Zukunft ist allerdings nicht allein auf der Grundlage von Beobachtungsindizien möglich, sondern erfordert ein umfassendes ursächliches Verständnis des Klimasystems. Da dieses Verständnis bisher nur unvollständig ist (und wohl auch bleibt), wird für Zukunftsperspektiven eine ganze Hierarchie von Modellsimulationen bemüht. Das gravierendste Problem dabei, auf das der Vortrag in besonderer Weise eingeht, ist die Unterscheidung natürlicher von anthropogenen Einflüssen im Klimageschehen, wobei die dazu notwendigen Verifikationsstudien die Klimaproblematik wieder mit der Vergangenheit verknüpfen.
(Prof. Schönwiese ist einer der führenden Wissenschaftler der Klimaforschung in Deutschland)