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PV: Plenarvorträge
PV IX
PV IX: Plenarvortrag
Mittwoch, 13. März 2002, 20:00–20:45, H1
Verkehrsstaus, Fußgängerströme, Massenpaniken und optimale Produktionsprozesse: Neue Erkenntnisse aus der Vielteilchenphysik — •Dirk Helbing — Institut für Wirtschaft und Verkehr, TU Dresden, Andreas-Schubert-Str. 23/420, D-01062 Dresden
Vor wenigen Jahren noch dachte man, der Fußgänger- und Straßenverkehr sei von psychologischen und sozialen Verhaltensfaktoren dominiert. Inzwischen versteht man die meisten Beobachtungen jedoch mit Modellen aus der Vielteilchenphysik. Beantworten konnte man zum Beispiel folgende Fragen: Warum werden Fahrer oft von “Staus aus dem Nichts” zum Anhalten gezwungen, obwohl jeder schnell vorankommen möchte? Weshalb gibt es Stop-and-Go-Verkehr? Wieso entstehen die meisten Staus, bevor die Straßenkapazität erreicht ist? Kann eine Reduktion des Verkehrsflusses anhaltende Verkehrsbehinderungen auslösen? Können Geschwindigkeitsbegrenzungen den Verkehr beschleunigen? Wie lassen sich Überreaktionen auf Umleitungsempfehlungen verhindern, und was haben sie mit der Dynamik von Aktienmärkten zu tun? Weshalb organisieren sich entgegengesetzt laufende Fußgänger in Bahnen? Tendieren selbst-organisierende Systeme dazu, ihren Zustand zu optimieren? Läßt sich die Ordnung in Fußgängermengen durch Zufallsstörungen und Hindernisse erhöhen? Wieso produzieren Fußgänger in Paniksituationen gefährliche Blockadezustände? Was steckt hinter dem “Langsamer-ist-Schneller-Effekt”? Wie kann man diesen zur Optimierung von Produktionsprozessen nutzen? Der Vortrag erklärt die obigen Problemstellungen und ihre Lösung anhand von Konzepten aus der Theorie der Selbstorganisation. Die angesprochenen Phänomene werden mit Videosequenzen und Simulationen von Verkehrsabläufen illustriert.