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Augsburg 2003 – wissenschaftliches Programm

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GP: Geschichte der Physik

GP 3: Experiment II

GP 3.1: Vortrag

Mittwoch, 19. März 2003, 16:00–16:30, 1003

Autoren, Rezipienten und der Anfang der Geschichtsschreibung: William Crookes zwischen Selbsterfindung und Wissensmanagement — •Falk Müller — Fachbereich Physik, AG Wissenschaftsgeschichte, Universität Oldenburg

William Crookes ist bekannt für die spektroskopische Entdeckung des Thalliums, für seine spektakulären Vorträge, seine berühmt gewordenen Experimente und Instrumente und als umstrittener Erforscher spiritistischer Phänomene. In diesem Vortrag möchte ich anhand seiner Forschungen in den 1870er Jahren über Radiometereffekte und Gasentladungserscheinungen diskutieren, welche Faktoren dafür verantwortlich sind, dass Crookes als Entdecker und Repräsentant eines unabhängigen Forschungszweiges einen vergleichbar grossen Platz in der historischen Erinnerung einnimmt, während andere Akteure und Forschungsprogramme fast vollständig vergessen sind. Crookes konnte zum Zeitpunkt seiner Forschungen von einem gut ausgebildeten Forschungsfeld profitieren und an einer materiellen Kultur teilhaben, durch die viele der von ihm genutzten Ressourcen schon bereitgestellt waren. Es wäre falsch Crookes dafür einen Vorwurf zu machen: das Forschungsfeld stellte zu diesem Zeitpunkt eine relativ offene Struktur dar, die erst durch die weiteren experimentellen und theoretischen Entwicklungen der nachfolgenden Jahrzehnten eine Schliessung erfahren hat. Obwohl die dort geschaffenen begrifflichen Systemen einen Vergleich und eine retrospektive Einordnung verschiedener Forschungsprogramme überhaupt erst ermöglichten, nahm die Geschichtsschreibung ihren Anfang noch bevor die ersten Forschungsergebnisse veröffentlicht waren. Crookes kommt in diesem Prozess eine wichtige Rolle zu, weil er nicht nur ein exzellenter Popularisierer und Inszenierer seiner eigene Person, sondern auch ein begnadeter Wissensmanager war, der es schaffte, die Ansprühe und Beiträge verschiedener Akteure in den Aktivitäten seines Labors und in seiner Person zu vereinigen. Neben der Legendbildung um Crookes Persönlichkeit möchte ich besonders auf die Frage eingehen, in welcher Weise Crookes Aktivitäten auf die Wahrnehmung und die Inhalte des Forschungsfelds der Gasentladungsforschung eingewirkt haben.

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