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GP: Geschichte der Physik

GP 4: Allgemein

GP 4.1: Vortrag

Donnerstag, 20. März 2003, 10:00–10:25, 1003

Mythos als Methode. Eine altägyptische Darstellungsform von Sachverhalten und Prinzipien der Natur. — •Hans-Georg Bartel — Humboldt-Universität zu Berlin

Es ist das Anliegen dieses Beitrags, der Feststellung des Ägyptologen Siegfried Morenz „Leider liegt die Forschung bei der Wiedergewinnung altägyptischer Naturlehren noch im argen. Das Wenige zeigt aber deutlich genug, dass es sie gegeben hat und dass sie schon damals in religiöse Nutzung versteckt gewesen sind.“ (Die Begegnung Europas mit Ägypten, SSAW 113(5) (1968), 128) Rechnung zu tragen. Das übergeordnete Prinzip, das jede Art von Ordnung, Wahrheit und Gerechtigkeit im kosmischen und sozialem Sinn umfasst, ist das mit Maaat bezeichnete. Als göttliche Personifikation wird es auch als Tochter des Sonnen- und Schöpfergottes Re aufgefasst. Damit ist die Maaat zugleich auf mittelbare Weise mit den kosmogonischen Schöpfungsmythen verbunden. In Form der selbstorganisierten Erzeugung eines Schöpfergottes aus dem Chaos sowie der sukzessiven Entstehung von zwei Paaren und eines Doppelpaares entsteht eine „Neunheit“ von Göttern, die einzeln und in bestimmten Kombinationen für bestimmte theoretische Prinzipien zur Naturbeschreibung stehen. Zu diesen kann die Beschreibung der Elemente und die zwischen ihnen wirkenden „Kräfte“, wie sie später insbesondere bei Empedokles von Akragas in ähnlicher Art zu finden ist, ebenso gezählt werden wie das der Polarität. Das letztere, das eng an die mit den Gegensatzpaaren Osiris/Seth bzw. Horus/Seth verbundenen Mythen verknüpft ist, stellt im Rahmen altägyptischer Vorstellungen von Zusammenhängen und Wirkungsmechanismen ein besonders wichtiges dar. Von ähnlicher Bedeutung ist das Prinzip der Komplementarität im Sinne von Niels Bohr. In diesen Zusammenhang bemerkenswert ist der Hinweis auf die Verwendung nichtklassischer Logik. Gedanken von Zeit, Ewigkeit und Zyklizität sowie Regeneration schliessen in erster Linie an die Beschreibung der Tag- und vornehmlich der Nachtfahrt der Sonne bzw. ihres Gottes an.

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