Dresden 2003 – wissenschaftliches Programm
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MA: Magnetismus
MA 21: Hauptvortrag Wiltschko
MA 21.1: Hauptvortrag
Donnerstag, 27. März 2003, 09:30–10:00, HSZ/04
Magnetorientierung bei Vögeln — •Wolfgang Wiltschko — J.W. Goethe-Universität, Frankfurt a. M.
Vögel können das Erdmagnetfeld auf zwei Weisen nutzen: der Vektor dient als Grundlage für einen Kompaß; die Intensität des Magnetfeldes ist bei der Positionsbestimmung beteiligt. Zur Wahrnehmung werden zwei Hypothesen diskutiert. Eine nimmt auf Magnetit-Partikeln beruhende Rezeptoren an. Magnetitansammlungen wurden im Oberschnabel von Vögeln gefunden. Die andere Hypothese geht von Photopigmenten aus, die, durch Lichtabsorption angeregt, in Abhängigkeit von ihrer Ausrichtung zum Magnetfeld von Singlett- zu Triplettzuständen übergehen; dies würde zu zentralsymmetrischen Mustern auf der Retina führen, aus denen die Vögel auf die Richtung des Magnetfelds schließen könnten. Verhaltensversuche zur Überprüfung der Hypothesen ergaben Hinweise auf beide Mechanismen. Es zeigte sich einerseits, daß Zugvögel das Magnetfeld nur in Gegenwart von Licht aus dem blau-grünen Bereich des Spektrums zur Orientierung benutzen können; andererseits ließ sich die Orientierung durch einen kurzen, starken Puls beeinflussen, der die Magnetisierung von Magnetit-Partikeln ändern kann. Aus den Umständen der Versuche und den Reaktionen der Vögel läßt sich schließen, daß der lichtabhängige Mechanismus Richtungsinformation für den Kompaß und der magnetitabhängige Mechanismus Information für die Positionsbestimmung liefert.