Hannover 2003 – wissenschaftliches Programm
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SYKL: Ursachen und Folgen von Klimaänderungen
SYKL IV: HV IV
SYKL IV.1: Hauptvortrag
Donnerstag, 27. März 2003, 14:45–15:30, M 11
Anpassung und Vermeidung - wie gehen wir mit der Erwartung einer anthropogenen Klimaänderung um? — •Hans von Storch 1 und Nico Stehr2 — 1GKSS Forschungszentrum, Geesthacht — 2Universität Wien
Im Rahmen der „Globale Environment and Society“ Modelle werden zunächst die beiden Optionen „Anpassung an“ und „Vermeidung von“ anthropogenen Klimaänderungen erörtert und deren naturwissenschaftliche Zugänge diskutiert. Danach wird versucht, diese Überlegungen in einen sozio-kulturellen Kontext zu stellen.
Beide Zugänge unterscheiden sich signifikant in Bezug auf räumliche und zeitliche Skalen. Vermeidungsstrategien heben auf globale Emissionen ab und wirken auf der Zeitskala von Jahrzehnten; Anpassungsstrategien dagegen sind regionaler oder lokaler Natur und können meist innerhalb weniger Jahre realisiert werden.
Die Vermeidungsoption verlangt von der Wissenschaft Angaben über „Leitplanken“ für die Emission anthropogener Substanzen in die Atmosphäre, innerhalb deren keine katastrophalen Klimaänderungen, wie z.B. eine signifikante Modifikation des Golfstroms oder das Abbrechen von antarktischen Eismassen, erwartet werden. Sie verlangt auch Abschätzungen, wie sich die Emissionen entwickeln würden, wenn keine politischen Vorgaben beschlossen würden. Dies hebt letztlich ab auf die langfristige Entwicklung der global aggregierten Emissionen. Die Frage an die Anpassungsforschung dagegen ist, welche konkreten Beeinträchtigungen, Schäden und Möglichkeiten sich zukünftig ergeben könnten im Hinblick auf Ökosysteme und sozio-ökonomische Randbedingungen, und welche Reaktionsmöglichkeiten im planerischen und technologischen Bereich bestehen.
In der gesellschaftlichen Diskussion über den Umgang mit anthropogenem Klimawandel steht derzeit die Vermeidung, insbesondere die im Kyoto-Protokoll vorgesehenen Maßnahmen, im Vordergrund. Diese Dominanz ist insofern erstaunlich, als die im Kyoto-Protokoll vorgesehenen Maßnahmen kaum zu einer signifikanten Verminderung der Emissionen und damit der erwarteten Klimaänderungen führen werden. Daher sollte Fragen nach den zu erwartenden regionalen und lokalen Veränderungen und deren ökologischen und sozio-ökonomischen Implikationen viel mehr Aufmerksamkeit zukommen. Besonders erschwerend bei so einer Bewertung ist die Tatsache, dass neben dem Klimawandel auch ein signifikanter Wandel der Ökonomie, der Umweltnutzung und der kulturellen Präferenzen vonstatten geht, sodass die Wirkung und Bewertung eines veränderten Klimas einem nur schwer vorherzusagenden Wandel unterliegt.