Bereiche | Tage | Auswahl | Suche | Downloads | Hilfe
AKPHIL: Philosophie der Physik
AKPHIL 2: Realismus und Vereinheitlichung
AKPHIL 2.1: Hauptvortrag
Dienstag, 8. März 2005, 14:00–14:45, TU TC6
Eichtheorien und Strukturenrealismus — •Holger Lyre — Philosophisches Seminar, Universität Bonn, Am Hof 1, 53113 Bonn
In der gegenwärtigen Debatte um den wissenschaftlichen Realismus spielt der Strukturenrealismus eine bedeutsame Rolle. Dieser Position zufolge liegt der realistische Gehalt wissenschaftlicher Theorien nicht in gegenstandsartigen Entitäten, sondern in deren mathematisch-logischer Struktur. Der Vortrag hat zum Ziel, diese These anhand methodologischer und ontologischer Betrachtungen von Eichtheorien zu untersuchen. Methodologisch erweist sich die Argumentstruktur des Eichprinzips als rein heuristisch in Analogie zum Kovarianzprinzip. Ontologisch bieten Eichtheorien paradigmatische Fälle von Theorienunterbestimmtheit. Speziell für den Fall der U(1)-Eichtheorie wird deren Interpretierbarkeit erstens in Form von Feldstärken, zweitens Potentialen und drittens Holonomien aufgezeigt - wobei jeweils unterschiedliche Lokalitätsforderungen (Nahewirkung, Punktwechselwirkung oder Separabilität) verletzt oder erfüllt werden. Da der Symmetriegehalt in jeder Formulierung erhalten bleibt, kann eine strukturenrealistische Interpretation dem auf Entitäten bezogenen Unterbestimmtheitsszenario entgehen. Die Diskussion führt auf eine epistemische Spielart des Strukturenrealismus, bei der uns der Gegenstandsgehalt der Welt auf dem fundamentalen Niveau epistemisch versperrt und nur der relationale, strukturelle Gehalt zugänglich ist.