Berlin 2008 – wissenschaftliches Programm
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GP: Fachverband Geschichte der Physik
GP 4: Max Planck-Symposium IV
GP 4.1: Vortrag
Donnerstag, 28. Februar 2008, 15:15–15:45, H 0106
Das Prinzip der kleinsten Wirkung als Verkörperung der Planckschen Epistemologie — •Michael Stölzner — Bergische Universität Wuppertal (stoelzn@uni-wuppertal.de)
In vielen Darstellungen des Atomismusstreits wird Plancks Epistemologie als metaphysischer Realismus dem Machschen Positivismus -- oder gar einer Spielart des Phänomenalismus -- entgegen gesetzt. Dabei wird jedoch übersehen, dass Plancks Kriterium für die Realität physikalischer Gegenstände äußerst komplex war und seinen Ausgang nicht von grundlegenden Entitäten, sondern von abstrakten Prinzipien nahm. Deren oberstes war das Prinzip der kleinsten Wirkung, das Planck geradezu als Verkörperung der Einheit des physikalischen Weltbildes betrachtete. Doch wie konnte man von einem Prinzip, dessen konkrete Anwendung noch weitere Spezifikationen erforderte und das letztlich in einem mathematisch diffizilen Argument über mögliche Welten beruhte, zu einem physikalischen Realitätskriterium kommen? In meinem Vortrag möchte ich zeigen, dass Planck das Prinzip der kleinsten Wirkung als Ausdruck eines strukturellen Realismus betrachtete, zu dem die Annahme hinzutreten musste, dass es Naturkonstanten gibt, die absolute Eigenschaften der Welt ausdrücken und nicht wieder auf Naturgesetze reduziert werden können. Plancks zweistufiges Realitätskriterium macht auch plausibel, warum er zeitlebens eher stolz darauf war, eine neue Naturkonstante entdeckt zu haben, als die Quantentheorie der Strahlung.