Bonn 2010 – wissenschaftliches Programm
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AGPhil: Arbeitsgruppe Philosophie der Physik
AGPhil 4: Classical Mechanics and Causation
AGPhil 4.3: Vortrag
Dienstag, 16. März 2010, 18:10–18:40, JUR G
Kausale Erklärungen und wissenschaftlicher Realismus in der modernen Physik — •Matthias Egg — Université de Lausanne, Schweiz
Ein zentraler Streitpunkt der Debatte um den wissenschaftlichen Realismus ist die Frage nach der Zulässigkeit des Schlusses auf die beste Erklärung (SBE). Gewichtige Argumente gegen diese Zulässigkeit kommen aus der modernen Physik: Erstens führt hier die Komplexität des mathematischen Apparats zu einer besonders gravierenden Unterdeterminiertheit der Theorie durch die Daten, zweitens stellt die Quantenmechanik den klassisch-deterministischen Zusammenhang zwischen den Phänomenen und den ihnen zugrunde liegenden Ursachen in Frage.
Ich werde in meinem Vortrag dafür argumentieren, dass der SBE zulässig ist, aber nicht in jedem Fall, sondern nur im Fall kausaler Erklärungen. Damit wende ich mich insbesondere gegen die Kritik von C. Hitchcock (Erkenntnis, 37 (1992), 151-178), der mit Beispielen aus der QM zu zeigen versucht, dass, wer eine kausale Erklärung akzeptiert, sie deswegen noch nicht für wahr hält. Ebenso weise ich auch die Ansicht von R. Pierson und R. Reiner (Synthese, 161 (2008), 271-282) zurück, wonach der Unterschied zwischen kausaler und theoretischer Erklärung bloss auf einer semantischen Konvention beruht. Meine Argumentation stützt sich einerseits darauf, dass zwischen kausalen und theoretischen Erklärungen ein grundlegender Unterschied bezüglich der jeweiligen Beziehung von Explanans zu Explanandum besteht, andererseits auf die Tatsache, dass kausale Erklärungen weniger anfällig sind für den erwähnten Unterdeterminiertheits-Einwand.