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GP: Fachverband Geschichte der Physik
GP 11: Personen
GP 11.4: Vortrag
Mittwoch, 16. März 2011, 12:45–13:10, HSZ 204
Wie viel Demokratie (v)erträgt die Physik? Die Kuhn-Popper-Debatte im Lichte des Kalten Krieges - Ein aktueller Kommentar zu Steve Fuller — •Fynn Ole Engler — Moritz-Schlick-Forschungsstelle, Universität Rostock — Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin
Steve Fuller hat die Kuhn-Popper-Debatte einer Revision unterzogen, wobei er einer scheinbar fest gefügten Position widersprach. Diese behauptet, dass Thomas Kuhn die Wissenschaft von einer allzu positivistischen Konzeption, deren Protagonisten vor allem die Physik als Bezugswissenschaft in den Mittelpunkt rückten, befreit hat. Verantwortlich dafür waren die Vertreter des Wiener Kreises und Karl Popper. Dagegen zeichnete Kuhn ein pluralistisches, liberales und demokratisches Wissenschaftsbild. Folgen wir aber Fuller, so ist dies nicht haltbar. Ganz im Gegenteil: Kuhns Position ist das Resultat der unkritischen Arbeit eines im System befangenen Wissenschaftlers während des Kalten Krieges. Hingegen beruhte Poppers Position darauf, dass die Wissenschaft stets kritisch zu reflektieren ist und dies ist unabhängig von den ideologischen Scheuklappen des Kalten Krieges.
Fullers These wirft aber nicht nur neues Licht auf die Kuhn-Popper-Debatte. Überdies lässt sich fragen, welches Bild von Wissenschaft die Physiker heute vertreten. Folgen sie dem demokratischen Verständnis Poppers, der forderte, auch den eigenen Standpunkt kritisch zu hinterfragen, oder aber stellen sie im System befangene Spezialisten dar, die sich eher mit einem unreflektierten Elitarismus Kuhns identifizieren. Also: Wie viel Demokratie (v)erträgt die Physik?