Dresden 2011 – wissenschaftliches Programm
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GP: Fachverband Geschichte der Physik
GP 8: Ultrazentrifuge
GP 8.1: Vortrag
Dienstag, 15. März 2011, 14:40–15:05, HSZ 204
"Rasende Ofenrohre" - der bemerkenswerte Siegeszug einer Zentrifugenentwicklung zur Uranisotopentrennung aus einem russischen Spezialistenlager in die Welt des Kalten Krieges — •Ekkehard Kubasta — Wien
An der Wiege des Kalten Krieges machte Dr. Max Steenbeck, ein von den Sowjets als Spezialist vereinnahmter deutscher Kriegsgefangener, dem Leiter des russischen Atomprojektes L. Beria gegen Ende 1946 den verwegenen, denn nach herrschender allgemeiner Ansicht für undurchführbar gehaltenen Vorschlag, das heißbegehrte U235 mit Hilfe einer 10 m langen Zentrifuge sozusagen in einem Zug in waffenfähiger Konzentration aus dem Natururan abzutrennen. Von der Not getrieben, möglichst bald in den Besitz einer eigenen Atombombe zu kommen und im großen Vertrauen auf den deutschen Erfindergeist stimmten die Sowjets zu. Und Steenbeck als brillantem Theoretiker und dem beigezogenen weiteren deutschen Kriegsgefangen Dr. Gernot Zippe als dem Mann "mit den goldenen Fingern" gelang tatsächlich im Rahmen einer kleineren Arbeitsgruppe im sowjetischen Spezialistenlager Suchumi am Schwarzen Meer die Entwicklung eines neuen ultraleichten Zentrifugentyps zur Uranisotopentrennung bis zur technischen Reife. Des unglaublichen Weges dieser zunächst für die Sowjets gemachten Erfindung auf beiden Seiten der Front des Kalten Krieges und die Wechselwirkungen mit ihm selbst soll in diesem Beitrag gedacht werden. Die Grundlage hiezu bilden die Lebenserinnerungen Dr. Zippes, die vor kurzen posthum vom Vortragenden herausgebracht wurden.