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GP: Fachverband Geschichte der Physik
GP 4: Friedensengagement
GP 4.3: Vortrag
Dienstag, 17. März 2015, 10:45–11:15, HL 001
„Suivre son propre Rythme“: Alfred Kastler – ein Sonderweg im Nachkriegseuropa? — •Eckhard Wallis — Fakultät für Physik, LMU München — Laboratoire Kastler Brossel, Paris
Während zur Geschichte der Kern- und Teilchenphysik im Westeuropa der Nachkriegszeit bereits ausführliche Arbeiten existieren, fehlt für diesen Schauplatz bislang eine zusammenhängende Darstellung jener Forschungsfelder, die man heute unter den Begriffen Quantenoptik oder AMO-Physik (atomic, molecular, and optical physics) zusammenfasst. Für die Vereinigten Staaten wurde diese Thematik im Zusammenhang mit der Frage nach den Verwicklungen zwischen Naturwissenschaften, Industrie und Militär bereits ausführlich untersucht.
Auf Basis bereits bestehender Literatur möchte ich in meinem Vortrag diese Frage in einen westeuropäischen Kontext transportieren und untersuchen, ob amerikanische Praktiken, insbesondere solche der militärisch-wissenschaftlichen Zusammenarbeit ins Nachkriegsfrankreich exportiert wurden. Vor diesem Hintergrund wird Alfred Kastlers pazifistisches Engagement auf französischer wie internationaler Ebene vorgestellt und seine Rolle für die Entwicklung der Atomphysik in Frankreich diskutiert. Da Kastlers Arbeitsstil von Historikern bereits als Gegenentwurf zum naturwissenschaftlichen "Big Business" dargestellt wurde (siehe Zitat im Titel, D. Pestre 1996), stellt sich die Frage, ob diese Feststellung bis zu einem gewissen Grad auf die westeuropäische Forschung in der AMO-Physik verallgemeinert werden kann, oder ob Kastler lediglich einen zeitlich und räumlich begrenzten Sonderweg beschritt.