Bereiche | Tage | Auswahl | Suche | Aktualisierungen | Downloads | Hilfe
AGPhil: Arbeitsgruppe Philosophie der Physik
AGPhil 1: Philosophie der Physik I
AGPhil 1.3: Vortrag
Mittwoch, 15. März 2017, 17:30–18:00, GW2 B2900
Newton-Voltaire-Goethe: Ärger um zwei kontradiktorische Theorien — •Harald Goldbeck-Löwe — Universität Hamburg
Voltaire (1694-1778), Vordenker und Philosoph der Aufklärung, musste als junger Liebhaber aus Frankreich nach England fliehen. Er verließ ein Frankreich, das erstarrt war: sozial in absolutistisch-höfischen Ritualen, naturwissenschaftlich-philosophisch unter dem Wahrheitsanspruch der Cartesianer und religiös im Allmachtsanspruch der katholischen Kirche. Voltaire gelangte in ein durch Philosophen wie John Locke (1632-1704) schon liberalisiertes England. Zweieinhalb Jahre später brachte er bei seiner Rückkehr 1728 nach Paris die dort nur wenig bekannte Philosophie Newtons mit sich. Sie bestand für ihn aus der Mechanik und der auf die Mechanik zurückgeführten Optik Newtons. Mit den zuerst in England und 1734 auch in Paris publizierten Lettres philosophiques provozierte Voltaire sowohl die cartesianischen Naturwissenschaftler als auch die Staatsmacht und die Kirche. Er musste wieder fliehen, seine Schriften wurden verboten. Da er aber bereits berühmt war, wurden sie dennoch viel gelesen und hatten eine enorme Wirkung. Anders als von Newton formuliert führte die völlig auf die Gravitation zurückgeführte Naturwissenschaft in ganz Kontinentaleuropa zur Entstehung des Mechanizismus, der Überzeugung, dass sich ausnahmslos alle Naturphänomene auf mechanische Grundgesetze zurückführen lassen. Diese falsche Überzeugung wurde endgültig erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts als desolat erkannt.Der Vortrag wird untersuchen, ob der berüchtigte Farbenkrieg Goethes gegen Newton hier seine Ursache haben könnte.