Dresden 2017 – wissenschaftliches Programm
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GP: Fachverband Geschichte der Physik
GP 8: Freie Sektion III
GP 8.4: Vortrag
Mittwoch, 22. März 2017, 11:30–12:00, HSZ 105
Späte Resonanz für die Resonanz — •Jörn Bleck-Neuhaus — Universität Bremen, FB1 (Physik/E-Technik)
Die periodische Anregung von Schwingungen einer einzelnen Masse und die mechanische Resonanz waren schon vor der Klassischen Mechanik bekannt. Ihre Wertschätzung als Grundtyp der Bewegung und wichtiger Lehrstoff für Studienanfänger ließ allerdings fast drei Jahrhunderte auf sich warten. Näher untersucht wurden erzwungene Schwingungen die ersten 200 Jahre lang offenbar nur im Zusammenhang mit den Gezeiten. Dabei wurden sie von Galilei missverstanden, von Newton ganz beiseite gelassen, von Euler im reibungsfreien Fall als Kuriosum "entdeckt", und erst von Young im frühen 19. Jhdt. schließlich richtig und einschließlich der Dämpfung behandelt. Trotz etlicher Katastrophen mit Schwingungen bei Brücken und Dampfmaschinen wurde die mechanische Resonanz in ihrer heutigen praktischen und theoretischen Bedeutung nicht vor Ende des 19. Jhdt. erkannt. Dazu könnte die übliche Idealisierung zum reibungsfreien Fall beigetragen haben, die vor allem in der technischen Mechanik damals vorherrschte, denn damit wird der Netto-Energietransport zum schwingenden System praktisch ausgeschlossen. Nachdem dies ab 1900 allmählich allgemein eingesehen wurde, sind gedämpfte erzwungene Schwingungen zunehmend und mit Erfolg zur Analyse einer Vielfalt von Problemen herangezogen worden, darunter auch für so fern liegend erscheinende wie etwa die Stabilität von Gebäuden gegen Erdbeben. Auch in den Standardlehrbüchern haben sie erst dann einen festen Platz bekommen.