Münster 2017 – wissenschaftliches Programm

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AGjDPG: Arbeitsgruppe junge DPG

AGjDPG 3: Publikationstechniken (mit AGI)

AGjDPG 3.2: Hauptvortrag

Dienstag, 28. März 2017, 17:00–17:30, S 1

Ein Blick auf wissenschaftliches Publizieren aus der Sicht der Wissenschaft — •Matthias Bartelmann — Universität Heidelberg, Zentrum für Astronomie

Veröffentlichen ist ein wesentlicher Teil der wissenschaftlichen Arbeit. Die Verbreitung von Wissen ist zwar der wichtigste Aspekt des wissenschaftlichen Publizierens, bei weitem aber nicht der einzige, weil wohl oder übel Publikationszahlen und bibliometrische Daten zunehmendes Gewicht bekommen, wenn es um das Ansehen von Forschern oder um die Anerkennung und Bewertung wissenschaftlichen Erfolgs geht. Wir beobachten wichtige Änderungen im wissenschaftlichen Publizieren hinsichtlich von mindestens vier Kategorien:

(1) Der Anteil von Open-Access-Veröffentlichungen wächst und verlangt alternative Kanäle für die Finanzierung von Veröffentlichungen; (2) parallel zum Open Access nehmen Forderungen nach Open Science zu, die insbesondere darauf zielen, Daten, Software, Visualisierungsmaterial und ähnliches in das veröffentlichte Material einzuschließen; (3) die Subskriptionspreise für Zeitschriften wachsen deutlich schneller als die dafür vorgesehenen Forschungsbudgets und erzwingen damit, dass eine schnell wachsende Zahl von Zeitschriften abbestellt werden muss; (4) zugleich nimmt die Anzahl der Zeitschriften schnell zu, während Metadaten der Zeitschriften wie etwa Impact-Faktoren sogar in die Bewertung von Forschern, Forschungsanträgen und wissenschaftliche Einrichtungen einbezogen werden.

Sehr wahrscheinlich wird diese Situation aus absehbaren Gründen instabil. Es könnte für die wissenschaftliche Gemeinde sinnvoll sein, vorausschauend zu überlegen, wie sie selbst die verschiedenen Aspekte des Publizierens priorisieren würde und wie diese Aspekte in der Reihenfolge ihrer Priorität umgesetzt werden könnten. Eine neue Art wissenschaftlichen Publizierens könnte schnell in Reichweite kommen, dessen Anfangs- und Randbedingungen ich ebenso diskutieren möchte wie seine Risiken.